Sonntag, 10. März 2019

Pressespiegel Nicolai und Alexej Gerassimez

Baiba Skride Violine

Das sagte die Presse

Die Brüder Nicolai und Alexej Gerassimez liefern im Kreuznacher Rudi-Müller-Saal einen spektakulären Auftritt ab und präsentieren dem Publikum ungewöhnliche Kammermusik.

Das treue Publikum der Konzertreihe Kreuznach Klassik schaute gebannt auf die Bühne des Rudi-Müller-Saales, was die Gebrüder Gerassimez, Nicolai und Alexej, dort mit ihren Instrumenten veranstalteten. Denn das war keine gewöhnliche Kammermusik, die da erklang. Alexej ist ein Meister auf den Schlaginstrumenten (Perkussion) und hatte das gute alte Klavier in Gestalt des wertvollen, schwarzen Flügels hinter seine ausgefallenen Klangerzeuger platziert. Da standen ein Vipraphon und eine Marimba, eine Trommel und ein Glockenspiel. Auf einem kleinen Tisch lagen die Maracas, Rumbarasseln aus Venezuela.

Der 32-Jährige spielte mit wirbelnden Schlägeln oder seinen beweglichen Handgelenken. Sein Bruder Nicolai, ein begnadeter Pianist, passte sein Spiel gekonnt den schnellen Tonfolgen an, die Alexej vorgab. Die Tonkünstler waren vorwiegend Komponisten der Gegenwart aus England und Südamerika, voller Temperament und Raffinesse beim Setzen der Noten. Alexej Gerassimez hatte selbst zwei der Melodien geschrieben. Das Publikum war nach dem letzten Stück und der Zugabe regelrecht aus dem Häuschen, klatschte und jubelte vor Begeisterung.

Nicolai Gerassimez erhielt großen Beifall für eine Siciliano von Johann Sebastian Bach und für die wirbelnden „Danzas Argentinas“ von Alberto Evarista Ginastera. Sie spielte der Pianist, obwohl er sich das rechte Handgelenk verletzt hatte. Kein bisschen leichter waren die Tonfolgen, die er zur Begleitung des Spiels auf den Schlaginstrumenten zu liefern hatte. Da waren, ausgefallen für eine Stiftung wie Kreuznach Klassik, sogar ein Boogie im Sieben-Achtel-Takt dabei und ein schwungvoller Ragtime. Alexej glänzte mit einem Solo auf den Maracas. Die Geräusche mit den mit Körnern gefüllten Rasseln, von Javier Alvarez Majamusik nachempfunden, hielten die Zuhörer in Atem. Fasziniert beobachteten sie seine tänzerischen Bewegungen dabei.

Zu einer einmaligen Improvisation geriet „Famin 2“ für Perkussion und Klavier des Franzosen Emmanuel Séjourné. Neben vorgegebenen Klangfolgen zu Beginn und am Ende gab es einen ausgedehnten Mittelteil zur freien Gestaltung. Die Brüder nutzten das zu einem Feuerwerk schneller Töne. Alexej strich die Klanghölzer des Vipraphons sogar mit einem Geigenbogen, um neuartige Hörerlebnisse zu erzeugen.

„Es könnte laut werden“, hatte Alexej Gerassimez zu Beginn des Konzerts lächelnd gesagt. Es wurde laut. Aber auf eine rhythmische Weise, die dem Publikum gefiel, selbst bei schnellstem Trommelwirbel. Die Barbara und Rudi Müller-Stiftung, die von der Sparkasse Rhein-Nahe unterstützt wird, hatte ein gutes Händchen, als sie die beiden jungen Künstler, die zur Zeit in Rostock und Berlin ansässig sind, nach Bad Kreuznach holten.

Frank Gottschald

Allgemeine Zeitung, 24. Januar 2019